Potentialanalysen für den Lehrerberuf: Kurzversion zur Demonstration
Beispiel für diagnosegeleitete Personalentwicklung in einer Schule: Die Potentiale von Lehrer M und von seinem Kollegium
Diskussionsgrundlage mit Klärungsbedarf - kein "endgültiges" Ergebnis!!!
Prof. Dr. Bernhard Sieland
Universität Lüneburg, FB I
Institut für Psychologie
Scharnhorststr. 1
21332 Lüneburg
Tel.: 04131-78 1700
Fax.: 1701
sieland@uni-lueneburg.de
Messinstrumente zur Erfassung der Potentiale bzw. Ressourcen der LehrerInnen:
Fragebogen | Selbstdiagnose über |
---|---|
AVEM | Arbeitsmotivation, Bewältigung und Zufriedenheit |
LPA | Lehrer-Persönlichkeitsmerkmale |
LIS | Interessen an Berufsaufgaben |
LDK | Merkmale Ihrer Klassenführung |
Humor | Humor als Bewältigungsstrategie |
- Was sind Ihre Stärken (persönlich und im Kollegium)?
- Woran möchten Sie arbeiten?
- Mit wem zusammen?
- Für ca. drei Monate
- Für wen oder was wollen Sie sich weiterentwickeln?
Arbeitsbezogene Erlebens- und Verhaltensmuster (A-VEM) (Schaarschmidt u. Fischer, 1996)
Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit (BA)
Stellenwert der Arbeit im persönlichen
Leben 'Beruflicher Ehrgeiz' (BE)
Streben nach beruflichem Aufstieg
Verausgabungsbereitschaft (VB)
Bereitschaft, die persönliche Kraft für die Erfüllung der Arbeitsaufgabe einzusetzen
Perfektionsstreben (PS)
Anspruch bezüglich Güte und Zuverlässigkeit der eigenen Arbeitsleistung
Distanzierungsfähigkeit (DF)
Fähigkeit zur psychischen Erholung von der Arbeit
'Resignationstendenz bei Misserfolgen' (RT)
Neigung, sich mit Misserfolgen abzufinden und leicht aufzugeben
'Offensive Problembewältigung' (OP)
Aktive und optimistische Haltung gegenüber Herausforderungen und auftretenden Problemen
'Innere Ruhe und Ausgeglichenheit' (IR)
Erleben psychischer Stabilität und inneren Gleichgewichts
'Erfolgserleben im Beruf' (EE)
Zufriedenheit mit dem beruflich Erreichten
'Lebenszufriedenheit' (LZ)
Zufriedenheit mit der gesamten, auch über die Arbeit hinausgehenden Lebenssituation
'Erleben sozialer Unterstützung' (SU)
Vertrauen in die Unterstützung durch nahestehende Menschen, Gefühl der sozia-len Geborgenheit
Die Potentiale von Lehrer M und seinem Kollegium (N = 16)
Arbeitsbezogene Erlebens- und Verhaltensmuster (AVEM) (Schaarschmidt u. Fischer, 1996)
gering 0% - 25% | Durchschnitt 26% - 75% | hoch 76% - 100% | |
---|---|---|---|
Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit | 5 | 9 | 2 |
MMMMMMMM | |||
Beruflicher Ehrgeiz | 8 | 7 | 1 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Verausgabungsbereitschaft | 2 | 5 | 9 |
MMMMMMMMM | |||
Perfektionsstreben | 5 | 11 | 0 |
MMMMMMMMM | |||
Distanzierungsfähigkeit | 8 | 7 | 1 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Resignationstendenz bei Misserfolgen | 8 | 6 | 2 |
MMMMMMMMMM | |||
Offensive Problem- bewältigung | 4 | 7 | 5 |
MMMMMMMMMM | |||
Innere Ruhe und Ausgeglichenheit | 3 | 10 | 3 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Erfolgserleben im Beruf | 4 | 8 | 4 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Lebenszufriedenheit | 1 | 7 | 7 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Erleben sozialer Unterstützung | 2 | 9 | 4 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMMM |
Wie würden nun Vertreter unseres Instituts für Psychologie die gewonnenen Daten dem Kollegium erläutern?
Die Zahlen sind die Verteilung der 16 KollegInnen in den gemessenen Merkmalen
(geringe Ausprägung bis Prozentrang 25, die mittleren 50%, sehr starke Ausprägung Prozentrang 75 - 100).
Werte des Lehrers M.
Die KollegInnen der roten und schwarzen Zahlen stehen möglicherweise etwas in Spannung zueinander, obwohl sie voneinander lernen könnten!
Die Stärken des Kollegiums:
- 9 Personen berichten eine hohe Verausgabungsbereitschaft! Chance und Gefahr!
- 8 Personen berichten eine geringe Resignationstendenz bei Misserfolgen
- 5 Personen berichten eine hohe offensive Problembewältigung
- 4 Personen berichten ein sehr hohes Erfolgserleben im Beruf
- 7 Personen eine sehr hohe Lebenszufriedenheit
Die "Problemzonen" oder der Entwicklungsbedarf des Kollegiums
- 5 Personen berichten, das Ihre Arbeit wenig Bedeutung für ihr Leben hat Lehrer M gehört dazu
- 8 Personen berichten von großen Schwierigkeiten zu Hause abzuschalten
- 4 Personen berichten von sehr geringem Erfolgserleben im Beruf
Lehrer M ( die eingeblendete Profillinie - Hier als M-Säule dargestellt. - ist nur im Layoutmodus sichbar) berichtet über sich (und diese Daten erfährt nur er persönlich)
Die Stärken von Lehrer M
- Recht gute Distanzierungsfähigkeit ( Schulprobleme kann er in der Schule lassen und Freizeit als Erholung nutzen!
- Sehr gute Werte in innerer Ruhe und Ausgeglichenheit (drei andere KollegInnen könn-ten da viel von ihm lernen!
- Sehr geringe Resignationstendenz bei Misserfolgen
Seine Problemzonen sein Entwicklungsbedarf: M berichtet über sich
- Die Lehrerarbeit habe nur geringe Bedeutung für sein Leben
- Seine Verausgabungsbereitschaft, sein Perfektionsstreben, seine Neigung, Probleme offensiv zu bewältigen und seine Resignationstendenz sei gering (bei geringer subjektiver Bedeutung nicht verwunderlich).
2 diagnosegeleitete Empfehlungen für die Personalentwicklung an diesem Kollegium:
Bedeutsamkeit: Es könnte sich eine Gruppe von Kolleginnen 5 - 2 bilden, die über ihr Berufsleitbild arbeitet
Distanzierungsfähigkeit: Es sollte sich dringend eine Gruppe gründen, die über zu große Verausgabungsbereitschaft sowie mangelnde Distanzierungsfähigkeit arbeitet: Ressourcen fördern...
Herr M ist mit seinen Problemen nicht alleine. Er könnte, wenn er sein Gefühl fehlender Sinnerfüllung im Beruf nicht weiter eskalieren will, mit in die erste Gruppe gehen.
Wichtig für erfolgreiche und befriedigende Lehrerarbeit sind folgende Persönlichkeitsmerkmale:
Niedrig | mittel | hoch | |
---|---|---|---|
A Kontaktbereitschaft | gerne in Kontakt (lieber als nur alleine zu sein oder sich nur mit Sachthemen zu befas-sen) | ||
B Stabilität | Gelassenheit, Belastbarkeit, Selbstbewusstsein | ||
C Selbstkontrolle | Fähig und bereit, sich selbst zu steuern zu motivieren, Zeitmanagement... | ||
niedrig | mittel | hoch | |
---|---|---|---|
A Kontaktbereitschaft | 10 | 2 | 4 |
MMMMMMMMMMM | |||
B Stabilität | 4 | 9 | 3 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
C Selbstkontrolle | 1 | 12 | 3 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMM |
Werte des Lehrers M.
Kurzkommentar:
Hier wäre eine Auseinandersetzung über Last und Chancen von Kommunikation nützlich, vermutlich auch über mehr positive Erfahrungen mit Gesprächen im Kollegium. 4 Kolleginnen berichten über niedrige Werte in Selbstbewusstsein, Gelassenheit. Hier wäre vielleicht eine positive Feedbackkultur mit mehr Würdigung zu fördern.
Berufsinteressen
Berufsinteressen sind wichtig, weil sie LehrerInnen motivieren dort ihre Kraft und Fähigkeiten besonders einzusetzen und sich auf diesem Gebiet für Sinn und Erfolgserlebnisse zu öffnen.
>>>Berufsinteressen zeigen, das bevorzugte Lehrerbild!
Was finden Sie besonders wichtig? | niedrig | mittel | hoch |
---|---|---|---|
Unterricht gestalten | 0 | 6 | 10 |
mmmmmmmmmmm | |||
Soziale Beziehungen fördern | 3 | 8 | 3 |
mmmmmmmmmmm | |||
Auf spezifische Bedürfnisse eingehen | 0 | 8 | 8 |
mmmmmmmmmmm | |||
Verhalten kontrollieren und beurteilen | 0 | 4 | 11 |
mmmmmmmmmmm | |||
Mit Eltern und KollegInnen zusammen-arbeiten | 2 | 7 | 7 |
mmmmmmmmmmm | |||
Sich fortbilden | 2 | 13 | 1 |
mmmmm |
Werte des Lehrers M.
Kurzkommentar:
Stärken: gemeinsame Berufsauffassung Unterricht als zentrale Leistung,, auf spezifische Bedürfnisse eingehen und Verhaltenskontrolle und -Beurteilung Problematisch vielleicht, dass drei Personen geringes Interesse berichten, soziale Beziehungen zu fördern, und jeweils zwei geringes Interesse an der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und an der eigenen Fortbildung berichten.
Humor
Humor ist eine Stressbewältigungsfertigkeit, die dabei hilft mit Belastung, Krankheit und Schmerz besser fertig zu werden. Daneben hat Humor einen positiven Einfluss auf die Unterrichtsqualität:
Humor kann Lern-Prozesse steigern und soziale Beziehungen fördern, denn er wirkt angstreduzierend, aufmerksamkeitssteigernd und erhöht die Merkfähigkeit.
niedrig | mittel | hoch | |
---|---|---|---|
Sozialer Humor | Tendenz, Humor mit anderen zu teilen, Witze zu erzählen und andere zu erheitern. | ||
Feindlicher Humor | Tendenz, andere durch Humor herabzusetzen, herunterzumachen oder zu manipulieren. | ||
Selbstaufwertender Humor | Tendenz, auch in kritischen Situationen eine humorvolle Sichtweise des Lebens zu behalten. Humor wird verwendet, um Stress zu bewältigen und sich selbst aufzuheitern. | ||
Selbstabwertender Humor | Tendenz, andere auf seine eigenen Kos-ten zu unterhalten und mitzulachen, wenn man lächerlich oder heruntergemacht wird. | ||
niedrig | mittel | hoch | |
---|---|---|---|
Sozialer Humor | 6 | 8 | 2 |
MMMMMMMMMMM | |||
Feindlicher Humor | 3 | 11 | 2 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Selbstaufwertender Humor | 2 | 9 | 5 |
MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Selbstabwertender Humor | 5 | 9 | 2 |
MMMMMMMMMMM |
Werte des Lehrers M.
niedrig | mittel | Hoch | |
---|---|---|---|
Heiterkeit | generelles Vorherrschen heiterer Stimmung, durch häufiges Lächeln und Lachen und einen heiteren Kommunikationsstil | ||
Ernst | Vorherrschen ernster Zustände und eine Wahrnehmung, die auch alltägliche Ereignisse als wichtig erachtet. Ein nüchterner, sachlicher Kommunikationsstils wird bevorzugt. | ||
Schlechte Laune | Vorherrschen einer generell schlechten Laune, Traurigkeit im Sinne einer niedergeschlagenen und traurigen Stimmung sowie Missmut | ||
niedrig | mittel | hoch | |
---|---|---|---|
Heiterkeit | 1 | 9 | 6 |
SCHSCHSCHSCH | |||
MMMMMMMMMMMMMMMMMMM | |||
Ernst | 2 | 12 | 1 |
SCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCH | |||
MMMMMMMMMMM | |||
Schlechte Laune | 4 | 11 | 1 |
SCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCHSCH | |||
MMMMMMMMMMM |
Werte des Lehrers M.
Angaben der Schüler SCH.
Stärken im Kollegium:
- Gut ausgeprägte Heiterkeit!
- Ernst und schlechte Laune ebenfalls recht gut!
Herr M beschreibt sich als "mittel" heiter sowie wenig ernst und mit geringer schlechter Laune.
Seine SchülerInnen (gestrichelte - hier SCH -Linie Mittelwerte der 23 SchülerInnen) erleben ihn anders! Geringe Heiterkeit, mittlere Ausprägung von Ernst und mit häufiger oder starker schlechter Laune!
Hier könnte Herr M vielleicht sogar seine Klasse als Partner für sein eigenes Entwicklungsprojekt einschalten, wenn er möchte!
Strategien der Klassenführung LehrerInnen der SEK
Beispiel für Erläuterungen auf einer Schilf
Die KollegInnen in der linken und rechten Spalte stehen möglicherweise etwas in Spannung zueinander, obwohl sie voneinander lernen könnten!
Die Stärken des Kollegiums
- 9 Personen berichten hohe Verausgabungsbereitschaft! Chance + Gefahr!
- 8 Personen berichten eine geringe Resignationstendenz bei Misserfolgen
- 5 Personen berichten eine hohe offensive Problembewältigung
- 4 Personen berichten ein sehr hohes Erfolgserleben im Beruf
- 7 Personen eine sehr hohe Lebenszufriedenheit
Der Entwicklungsbedarf des Kollegiums:
- 5 Personen berichten, das Ihre Arbeit wenig Bedeutung für ihr Leben hat
- 8 Personen berichten von großen Schwierigkeiten zu Hause abzuschalten
- 4 Personen berichten von sehr geringem Erfolgserleben im Beruf
Empfehlungen für die Personalentwicklung an diesem Kollegium:
Bedeutsamkeit: Eine Gruppe von KollegInnen könnte ihre Identifikation mit den Berufsaufgaben stärken und ihr individuelles Berufsleitbild aktualisieren
Distanzierungsfähigkeit: Es sollte sich dringend eine Gruppe gründen, die über zu große Verausgabungsbereitschaft sowie mangelnde Distanzierungsfähigkeit arbeitet: Ressourcen fördern...
Lehrer M erhält eine individuelle Rückmeldung nach Art der eingeblendeten Profillinie
Die Stärken von Lehrer M
- Recht gute Distanzierungsfähigkeit. Schulprobleme kann er in der Schule lassen und Freizeit als Erholung nutzen!
- Sehr gute Werte in innerer Ruhe und Ausgeglichenheit. Drei andere KollegInnen könnten da viel von ihm lernen!
- Sehr geringe Resignationstendenz bei Misserfolgen
Der Entwicklungsbedarf von Lehrer M:
- Stärkere Identifikation mit dem Beruf: attraktives Leitbild mit KollegInnen entwickeln.
- Die Verausgabungsbereitschaft, sein Perfektionsstreben, seine Neigung, Probleme offensiv zu bewältigen mit KollegInnen reflektieren.