Informationsaustausch (Konfrontationssitzung)
Anmerkungen:
Die folgende Methode stammt aus der Beratung von Organisationen. Sie wird dann angewandt, wenn konträre Positionen vorliegen und die Möglichkeit, einen Konsens herzustellen, behindern. Dieser Informationsaustausch ist in der vorliegenden Form bei FRENCH & BELL beschrieben und wird dort "Konfrontationstreffen" genannt. Der Text ist nur geringfügig gegenüber der Quelle geändert.
Durchführung:
Schritt 1:
Schaffung des Klimas (ca. 45-60 Minuten)
Der Leiter/die Leiterin der Gruppe eröffnet die Besprechung: er/sie beschreibt die Ziele der Besprechung, betont die Notwendigkeit einer freien und offenen Diskussion aller Fragen und Probleme und bestätigt, daß niemand für seine Meinung bestraft werden wird. Daran schließen sich normalerweise einige Bemerkungen des Beraters/der Beraterin (im Rahmen der schulinternen Maßnahme: Moderator/in) an über die Wichtigkeit der Kommunikation in Organisationen, die Annwendbarkeit des organisatorischen Problemlösens und die Vorteile der Konfrontation und Lösung von organisatorischen Problemen.
Schritt 2:
Sammeln von Informationen (ca. 1 Stunde).
Kleine Gruppen von sieben oder acht Mitgliedern werden gebildet, und zwar möglichst heterogen, so daß jedes Mitglied sich nach Arbeitsbereich und Funktion soweit wie möglich von den anderen unterscheidet. Nur eine Regel wird beachtet: Vorgesetzte und Untergebene dürfen nicht zur selben Gruppe gehören. Das Topmanagement hält gleichzeitig eine getrennte Besprechung. Alle Gruppen erhalten dieselbe Aufgabe:
"Sieh Dich selbst als ein Individuum mit Bedürfnissen und Zielen. Sieh Dich selbst auch als jemanden, der sich über die gesamte Organisation Gedanken macht. Welche Hindernisse, Frustrationen, schwache Verhaltensweisen, unklare Ziele und negative Einstellungen bestehen heute? Welche Art von Bedingungen kannst Du Dir vorstellen, unter denen die Organisation leistungsfähiger werden würde und unter denen das Leben in der Organisation besser würde?"
Die Gruppen beschäftigen sich eine Stunde mit dieser Aufgabe; ein Mitglied schreibt die Ergebnisse der Diskussion auf.
Schritt 3:
Austausch der Informationen (1 Stunde)
Jede Gruppe liest den Bericht ihrer gesamten Ergebnisse der gesamten Gruppe vor; die Berichte werden auf große Bogen geschrieben und an den Wänden befestigt. Der Inhalt der Gesamtliste wird, gewöhnlich vom Leiter/von der Leiterin des Treffens, in einige Hauptkategorien eingeteilt, die sich nach der Art des Problems unterscheiden (z.B. Kommunikationsprobleme), nach der Art der Beziehung (z.B. Schwierigkeiten mit der Leitung), oder nach der Art des Bereiches (z.B. Probleme mit der Verwaltung).
Schritt 4:
Bestimmung der Priorität und Planung der Maßnahmen (1_ Stunde).
Dieser Schritt folgt gewöhnlich einer großen Pause, die dazu genutzt wird, die Listen für jedermann zu kopieren. In einer viertelstündigen Plenarsitzung geht der Leiter/die Leiterin des Treffens kurz die Liste durch und klassifiziert die einzelnen Stichworte, damit diese jeder auf seiner Liste einzeichnen kann. Danach bilden die Mitglieder funktionelle, bereichsweise Arbeitsgruppen gemäß Organisationsstruktur. Jede Gruppe wird von ihrem Bereichsleiter geleitet. Die Gruppen sollen nun drei Aufgaben ausführen. Zuerst identifizieren und diskutieren sie die Fragen und Probleme in ihrem Arbeitsbereich auftreten, sie bestimmen die Priorität der Probleme und planen Sofortmaßnahmen zur Lösung derjenigen Probleme, zu denen sie sich vor der gesamten Gruppe zu verpflichten bereit sind. Zweitens identifizieren sie die Probleme, die ihrer Ansicht nach von der Leitung dringend gelöst werden sollten. Drittens bestimmen sie, wie sie die Ergebnisse des Treffens ihren Untergebenen mitteilen sollen. Damit endet das Treffen für alle mit Ausnahme der Leitung.
Schritt 5:
Fortsetzung des Treffens durch die Leitung (1-3 Stunden).
Das Topmanagement trifft sich, nachdem sich die anderen Teilnehmer verabschiedet haben, um die ersten weiteren Maßnahmen zu planen und zu entscheiden, welche Maßnahme aufgrund der heutigen Erfahrungen getroffen werden sollten. Diese Pläne werden innerhalb weniger Tage allen Mitgliedern des Managements mitgeteilt.
Schritt 6:
Erfolgskontrolle (2 Stunden).
Vier oder sechs Wochen später trifft sich das gesamte Management zu einer weiteren Besprechung, um über den Erfolg der geplanten Maßnahmen zu berichten.
Ulrich Barkholz / Georg Israel / Peter Paulus / Norbert Posse: Gesundheitsförderung in der Schule. Ein Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest 1997, S. 331 ff.